Das hätte ich nie gedacht, 110 mal rund Kap Hoorn.
Lieber Freunde, Mitsegler*/innen,
mit sehr viel Freude möchte ich euch mitteilen, dass ich vor 5 Tagen erfolgreich meine Kap Hoorn- Saison mit unserer SY Al Fin beendet habe. Eine besondere Saison für mich in wahrsten Sinnen des Wortes: Ich sah Kap Hoorn das erste Mal, als ich dort als Leuchtturmwärter im Jahr 1996 gearbeitet habe.
Damals hatte ich nicht gedacht, dass mein Schicksal mich je wieder dahin verschlagen würde, aber dann seit 1999 nicht mehr als Leuchtturmwärter, sondern als Skipper.
Als Leuchtturmwärter hatte ich immer den Blick zum Kap, 406 Meter hoch an der Südwest Seite der Insel. Dieser faszinierte Blick durch ein kleines, kaputtes Fernster der Station hat mich bis heute geprägt. Durch das gleiche Fernster habe ich mehrere Male kleine Boote und Segelyachten gesehen, die trotzt des starkes Windes und der hohen Wellen gekämpft haben um dieses Kap zu umsegeln….aber warum wollen diese mutige Menschen unbedingt dieses Kap umrunden?
Eines Tages bei ca. 50 Knoten Wind und mit vielen Böen über 60 Knoten, sehe ich am Horizont eine kleine Segelyacht vor dem Kap. Dieser Anblick - wieder durch dieses Fernster - hat mich so begeistern, dass ich beschloss alles über diese Region erfahren zu können um selber das Kap unter Segeln umrunden zu können.
Dieser Anblick der dunklen Wolken und hohen Wellen hat mich so sehr fasziniert, dass mir sofort der chilenische Schriftsteller „Francisco Coloane“ und sein Buch „Kap Hoorn“ einfiel: „ Der Teufel hat mit tonnenschweren und langen Ketten am Kap geankert um dort zu bleiben“. Von meinem kleinen Stationsfernste konnte ich diesen Satzt tatsatlich bestätigen.
Bei Allem, was ich über diesen Archipel gelesen habe, habe ich mich immer wieder gewundert über: Die unglaubliche Reise von Magellan, die erste Reise von Sir Francis Drake in 1578, die anstrengende Expedition von Fitz Roy, die französische Expedition der Fregatte Romanche und insbesondere die goldene Zeit der Windjammer am Kap.
Nach 500 Jahren der Reise von Magellan, segele ich hier und versuche immer wieder zu verstehen, wie haben sie das geschafft? Nur mir Uhr, Sextant und Kompass und angezogen nicht mit Gore Tex, sondern mit Wolle.
Jede Reise der Segler von damals unter absolut anderen Bedingungen an Bord, insbesondere der Unsicherheit, ob sie überhaupt je wieder nach Hause kommen werden, war ein hohes Risiko und eine unglaubliche Gefahr.
Damals gab es ein Sprichwort: „Früh waren die Schiffe aus Holz und die Segler aus Stahl, heute sind die Schiffe aus Stahl und die Segler aus Holz“
Sogar nach 110 Umrundungen entdecke immer noch wieder Neues. Meine Begeisterung über diese Landschaft und Ihre Geschichte beschäftigt mich weiterhin intensiv, wie mein erster Blick durch das kaputtes Fernster der Station.
Wie kann man nicht begeistern sein von diesem Archipel und dieser faszinierenden Natur.
110 reichen mir noch lange nicht!!!
Osvaldo E Escobar Torres